Send
Der Send oder auch das Sendgericht ist ein Begriff aus der kirchlichen Rechtsgeschichte. Vor dem Sendgericht (ehemals auch Sinode) genannten kirchlichen Gericht wurden von den Geistlichen im Beisein der gräflichen Schultheissen Schandtaten, Sünden und Laster der Gemeindeglieder behandelt und gerügt.
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Geschichte
Der Ausdruck Send geht auf das Wort Synode zurück und bezeichnet die regelmäßig stattfindenden geistlichen Sittengerichte des Mittelalters und der frühen Neuzeit . Der Send entstand im 9. Jahrhundert aus der bischöflichen Visitation. Als Rechtsbuch dienten zwei Bücher von Regino von Prüm mit dem Titel De causis synodalibus et ecclesiasticis disciplinis. Häufiger Anlass von Anzeigen und Beschwerden waren Fluchen und gotteslästerliche Reden, unordentliches Wesen, Zecherei, Kartenspiel, uneheliche Verhältnisse und Kindschaften, aber auch Missachtung der Sonntagsruhe durch Verrichtungen in Feld und Flur.
Strafen
Über festgesetzte Strafen der Sendgerichte ist wenig überliefert. Meist genügten von der Kanzel verkündete Rügen und Ermahnungen, seltener auch die öffentliche Bloßstellung durch Umhängen des Schandsteins. Schwere Übeltaten, Vergehen und Verbrechen wurden als sogenannte Malefizsachen oder halsgerichtliche Straftaten von obrigkeitlichen Gerichten wie dem Vogteigericht geahndet.
Weitere Entwicklung
Seit dem 11. Jahrhundert ging die Sendgewalt auch auf die Archidiakone und später auch auf die Priester über und erlebte sozusagen seine Blütezeit. Doch das Konzil von Trient ( 1545 - 1563 ) sprach den Bischöfen wieder die alleinige Richtergewalt zu. Außer einigen protestantischen Landesherren, welche den Send weiterhin, wie in Münster beibehielten, verschwand der Send allmählich.
Der Send in Münster (Westfalen)
Während dieser Zeit galt ein besonders strenger Marktfriede, der jeden Bruch, der mit Blutvergießen verbunden war, bis 1578 mit dem Tode bestrafte. Seit dem Herbstsend von 1578 wird in dieser Zeit das sogenannte Sendschwert als Zeichen des tagenden Gerichts am Münsterschen Rathaus ausgehängt. In der Herbstsendnacht auf den 24. Oktober 2000 wurde das Sendschwert allerdings von dreisten Dieben entwendet. Bis heute fehlt von dem Original jede Spur. Auf Veranlassung von Oberbürgermeister Dr. Berthold Tillmann hing bereits zum Frühjahrssend 2002 wieder eine Rekonstruktion am Rathaus.
Im 19. Jahrhundert war der Send überall in Deutschland, wo er hauptsächlich und fast ausschließlich gegolten hatte, verschwunden.
Heute ist der Send in Münster die größte Kirmes der Region, welche drei Mal im Jahr am Wochenende auf dem Hindenburgplatz vor dem Schloss stattfindet. Dort gibt es neben vielen Fahrgeschäften auch den traditionellen „Pottmarkt“.
Termine 2006:
- Frühlingssend: 23. März 2006 - 27. März 2006
- Sommersend: 22. Juni 2006 - 26. Juni 2006
- Herbstsend: 19. Oktober 2006 - 23. Oktober 2006
Literatur
Gottfr. Corbach: Beiträge zur Bergischen Geschichte. SCRIBA Verlag Köln 2001 Nachdruck d. Ausg. 1976. ISBN 3-921232-48-1
Weblinks
Kategorien : Kirchenrecht | Historisches Gericht (Deutschland) | Volksfest | Münster (Westfalen)
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