Sachsen-Weimar-Eisenach
Sachsen-Weimar-Eisenach war ein sog. ernestinisches Großherzogtum und von 1918 bis 1920 Freistaat im heutigen Bundesland Thüringen.
Daten im Jahr 1910 | ||
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Landeshauptstadt : | Weimar | |
Fläche : | 3610 km² | |
Einwohner : | 417.149 | |
Bevölkerungsdichte : | 116 Einwohner/km² | |
Kfz-Kennzeichen : | S | |
Karte | ||
Inhaltsverzeichnis |
Verfassung und Verwaltung
Nach der Verfassung vom 5. Mai 1816 (revidiert 15. Okt. 1850) war S. eine konstitutionelle Monarchie, erblich im Mannesstamm. Nach dem Wahlgesetz vom 17. April 1896 bestand der Landtag aus 33 indirekt gewählten Mitgliedern. Im Bundesrat hatte das Land 1 Stimme, im Reichstage 3 Abgeordnete. Die Landesfarben waren Schwarz-Gelb-Grün.
Die Gerichtsbarkeit oblag dem allen thüringischen Staaten gemeinsamen Oberlandesgericht in Jena, dazu den Landgerichten in Weimar und Eisenach. Eingeteilt war das Land in die fünf Verwaltungsbezirke Weimar, Apolda, Eisenach, Dermbach und Neustadt/Orla. Militärisch stellte das Großherzogtum ein Infanterieregiment, das zum 11. preußischen Armeekorps gehörte.
Wirtschaft und Bildung
Die Landwirtschaft beruhte auf Rinder- und Schafzucht und einer blühenden Obst- und Forstkultur. In der Industrie waren Spinnereien und Webereien sowie die Produktion von Papier, Porzellan, Glas und Spielwaren von Bedeutung.
An Bildungsinstituten gab es 1910 neben der Landesuniversität Jena drei Gymnasien, zwei Realgymnasien, zwei Lehrerseminare, eine Forstakademie sowie eine Reihe von gewerblichen Fortbildungsschulen.
Geschichte
Dem seit 1572 bestehenden Herzogtum Sachsen-Weimar fiel 1741 das Herzogtum Sachsen-Eisenach zu. Erster Herzog des vereinten Landes Sachsen-Weimar-Eisenach war Ernst August, der Bauherr des Schlosses Belvedere bei Weimar. Sein Sohn Ernst August Konstantin regierte nur drei Jahre und starb im Alter von 20 Jahren. Mit 18 Jahren hatte er die ein Jahr jüngere braunschweigische Prinzessin Anna Amalia , eine Nichte des preußischen Königs Friedrich II., geheiratet. Sie gebar ein Jahr später ihren Sohn Carl August und nach einem weiteren Jahr, schon als Witwe, den Sohn Konstantin.
Als Herzogin-Mutter übernahm Anna Amalia mit Zustimmung der Kaiserin Maria Theresia und der Unterstützung ihres integren Ministers Freiherr von Fritsch tatkräftig die Regentschaft des Landes Sachsen-Weimar und Eisenach. Als Prinzenerzieher gewann sie den Dichter Christoph Martin Wieland , damals Professor an der Erfurter Universität.
Mit 18 Jahren volljährig, heiratete Carl August die hessische Prinzessin Luise und rief den Dichter Johann Wolfgang Goethe , mit dem ihn bald eine tiefe Freundschaft verband, an seinen Hof. Goethe sorgte für die Berufung Johann Gottfried Herders und Friedrich Schillers . So wuchs, im Hintergrund von Anna Amalia gefördert, der Kreis der Weimarer Klassik , deren Erbe zu hüten, sich die folgenden Regenten zur Aufgabe machten.
Die Hochzeit des Erbprinzen Carl Friedrich mit der russischen Großfürstin Maria Pawlowna 1804 brachte dem Land den Schutz des russischen Zaren Alexander I. , den es in den Wirren der napoleonischen Kriege brauchte. Dem Einfluss Alexanders verdankte Carl August auf dem Wiener Kongreß 1815 die Erhebung zum Großherzog und mit 1700 km² eine umfangreiche Vergrößerung und Abrundung seines Landes. Das Herzogtum erhielt Teile des Kreises Neustadt a. d. Orla (629 km² Fläche), große Teile der Mainzer Enklave Erfurt und weitere kleine Herrschaften wie zum Beispiel Blankenhain, Kranichfeld und in der Rhön Geisa. National gesinnt und weltoffen zugleich gab der Fürst seinem Land als erstem in Deutschland 1816 eine Verfassung. Studenten der Universität Jena feierten 1817 auf der Wartburg die bevorstehende Gründung der Burschenschaften .
Maria Pawlowna, seit 1828 Großherzogin, leitete das silberne Zeitalter Weimars ein, das mit Namen wie Franz Liszt und Peter Cornelius vor allem der Musik galt. Ihr kunstsinniger Sohn Carl Alexander wirkte im gleichen Sinn. Verheiratet mit der Oranierin Sophie, die seine Pläne unterstützte, ließ er die verfallende Wartburg im damals üblichen Stil eines romantischen Historismus renovieren und von Moritz von Schwind ausmalen. Die Gründung des Bauhauses und der Kunstgewerbeschule wurde von ihm, wenn auch halbherzig, gefördert.
Auf Carl Alexander folgte 1901 sein Enkel Wilhelm Ernst, verheiratet in erster Ehe mit Karoline von Reuß Ältere Linie und in zweiter mit Feodora von Sachsen-Meiningen. Er besaß nicht den Kunstsinn seiner Vorfahren. Am 9. November 1918 verzichtete er auf den Thron. Damit endete die Monarchie im Großherzogtum Sachsen (so amtlich seit 1903 ). Das Land wurde Freistaat und ging 1920 im neu gegründeten Land Thüringen mit Weimar als Landeshauptstadt auf.
Regierende Herzöge und Großherzöge
- 1741 - 1748 - Ernst August I. (1688-1748), Sohn Johann Ernsts III.
- 1748 - 1755 - vormundschaftlich Friedrich III. von Sachsen-Gotha
- 1755 - 1758 - Ernst August II. Constantin (1737-1758), Sohn Ernst Augusts I.
- 1758 - 1775 - vormundschaftlich Anna Amalia (1739-1807), Gemahlin Ernst Augusts II. Constantin
- 1775 - 1828 - Carl August (1757-1828), Sohn Ernst Augusts II. Constantin
- 1828 - 1853 - Carl Friedrich (1783-1853), Sohn Carl Augusts
- 1853 - 1901 - Carl Alexander (1818-1901), Sohn Carl Friedrichs
- 1901 - 1918 - Wilhelm Ernst (1876-1923), Enkel Carl Alexanders
Territorium
Das Großherzogtum Sachsen-Weimar–Eisenach war mit einer Fläche von 3610 km² der mit Abstand größte Thüringische Staat. Es bestand aus drei größeren zusammenhängenden Landesteilen sowie diversen Exklaven und war gegliedert in fünf Verwaltungsbezirke.
- Weimar unter anderem mit der Stadt Bad Berka und Blankenhain sowie den Exklaven Ilmenau und Bösleben
- Apolda unter anderem mit den Städten Jena und Bad Sulza sowie den Exklaven Klein Kröbitz , Allstedt und Oldisleben
- Eisenach unter anderem mit den Städten Ruhla und Creuzburg sowie der Exklave Seebach
- Dermbach unter anderem mit den Städten Stadtlengsfeld und Vacha sowie mit den Exklaven Ostheim vor der Rhön und Zillbach
- Neustadt an der Orla unter anderem mit den Städten Triptis und Weida sowie mit den Exklaven Russdorf, Teichwolframsdorf und Förthen
Weblinks
- Das Großherzogtum Sachsen-Weimar–Eisenach in zeitgenössichen Postkarten
- Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (Verwaltungsbezirke und Gemeinden) 1910
Literatur: Detlef Ignasiak: Regententafeln thüringischer Fürstenhäuser
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Kategorien : Thüringer Geschichte | Weltliches Fürstentum | Staat (historisch)
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